Stellen wir uns für einen Moment vor die zwölf Apostel säßen heute zusammen. Jesus wurde ihnen genommen, abgeführt, eingesperrt, vielleicht sogar hingerichtet. Vergleichbar mit einer Gruppe Oppositioneller in China, bis vor kurzem wäre das Szenario auch in Tunesien oder Ägypten denkbar gewesen. Die Zwölf sitzen also dort, Türen und Fenster verrammelt aus Furcht vor dem Geheimdienst oder opportunistischen Nachbarn.
Und plötzlich geschieht etwas, das die Gruppe ihre Furcht vergessen lässt. Sie erinnern sich an die Worte Jesu und an ihren revolutionären Auftrag die Welt zu befreien. Also werden die Laptops aufgeklappt, die Smartphones eingeschaltet, es wird getwittert und geliked, E-Mails werden geschickt, Videos gedreht. All das verbreitet sich durch Sympathisanten wie ein Lauffeuer rund um den Globus. Diktatoren stürzen, Regierungen treten zurück, Religionen werden entmystifiziert. Es entsteht eine Volksbewegung, die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in die Welt bringt.
Es ist Pfingsten. Und was damals in Jerusalem geschah, nennt man heute viral. Der Geist Gottes macht lebendig und er nutzt die Medien, um seine Botschaft zu verbreiten. Das Pfingstfest ist die Geburtsstunde der Massenmedien, der weltumspannenden Kommunikation, der grenzenlosen Meinungsfreiheit.
Wenn die Kirche heute glaubhaft Jesus und seinen Aposteln nachfolgen will, muss sie eine Sprache finden, die alle Menschen erreichen kann und die jeder, unabhängig seiner Kultur, Bildung oder Muttersprache verstehen kann. Wer nicht glaubt, dass dies möglich ist, hat Pfingsten nicht verstanden. Vielleicht können uns die „virals“ bei YouTube und Co lernen, welche Sprache der Heilige Geist spricht. Und auch die Ereignisse in der arabischen Welt sollten uns Mut machen.
Bibel 2.0
Ich möchte dazu anregen, die Bibel neu wahrzunehmen, sie sich heute wirklich zu erzählen. Dabei meine ich nicht, dass die alten Texte in Umgangssprache oder Jugendslang übersetzt werden müssten. Ich glaube, dass wir sie neu präsentieren müssen – viral. Es gibt allein in Deutschland 7,5 funktionale Analphabeten. Im April 2011 wurden 8,4 Milliarden Videos online angeschaut. Warum also nicht die Bibel audiovisuell erzählen?
Es gibt Hörbibeln, aber es gibt keine mir bekannte gefilmte und vorgetragene Bibel. Der Schauspiele Ben Becker hat bisher als einziger diesen Gedanken umgesetzt, allerdings mit einer nicht unbedingt angemessenen Theatralik. Ich denke eher an eine Volksbibel. Menschen, wie du und ich, lesen oder erzählen in ihrer alltäglichen Umgebung die Bibel. Alt und jung, arm und reich, Mann und Frau, jeder kann mitmachen! Die Videos werden professionell und qualitativ hochwertig aufgenommen und die Texte abwechslungsreich collagiert.
Ich würde mich freuen, wenn sich viele Freiwillige melden, die einen Text auswendig lernen oder einfach vorlesen wollen. Ihr könnt auch die Kommentarfunktion unten benutzen um Vorschläge zu machen, wie das Bibel-Projekt heißen könnte und unter welcher Internetadresse die Videos veröffentlicht werden können. Als Pilotfilm würde ich gerne mit der Schöpfungsgeschichte beginnen.